Heimat – heimatlos

006 29.12.12 selbstporträt

Das ist die neue Bilderserie auf Pixartix. Drumherum gehen Worte und Fragen auf Wanderschaft, umkreisen Heimat, heimatlos. Bilder legen sich darüber. Was ist ein Zustand, was ein Gefühl?

„Und waren fortgefahren aus dem fremden Land, zurück in das Land ihrer Geburt. Mutterland? Die Mütter tot. Vaterland? Die Väter waren tot. Niemand wartete zuhause. Wieso zuhause? Auch die Toten warteten nirgends. Das Zuhause ist, wo niemand wartet. Die Fremde ist, wo niemand wartet. Das Zuhause sind wir. Das Fremde sind wir.“                                                                                               (Hilde Domin – das zweite Paradies)

Dort, wo die Wurzeln am tiefsten sind, bin ich mir Heimat geworden. Ein sicherer Ort.

0135 17.05.13 verwurzelung

Wer schlug wann Wurzeln? Wo? Zugvögel von Osten nach Westen, von Norden nach Süden- ich kann Mutterboden riechen. Fruchtbar, dunkel, feucht, Frucht wächst. Kein Vaterland. Der Garten- am Ende der Bach. Schiffe ziehen mit den Vögeln Frieden. Von der Quelle zur Mündung.

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Der Reigen auf Pixartix hat begonnen, ich freue mich wieder dabei zu sein und heute das erste Bild präsentieren zu dürfen. Mein herzlicher Dank geht an Soso und Irgendlink, die diese Plattform zur Verfügung stellen …

22 Gedanken zu „Heimat – heimatlos

  1. Liebe Ulli,
    es ist nicht leicht in diesen Zeiten der Wanderschaften zur Arbeit, wo es welche gibt, Wurzeln zu schlagen….
    Ein schöner Beitrag, auch die Fotos gefallen mir.
    Ein schönes Pfingstfest von Susanne

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    • guten Morgen, liebe Susanne,

      hat man erst einmal sich in sich selbst verwurzelt, spielen die Wege weniger eine Rolle
      ja, hab auch du ein feines Wochenende
      herzlichst Ulli – on the road again …

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  2. „Zu Hause ist, wo niemand wartet,“ so ist es mir auch durch den Kopf gegangen. Es gibt die Sehnsucht, das Beieinander des Elternhauses noch einmal erleben zu können.
    Ich verwurzele mich durch „Tun“ mit dem Jetzt.

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    • ich kenne dieses Zuhause der Kindheit SO gar nicht, aber ich habe mir später Situationen geschaffen, die so waren, dass sich jemand gefreut hat, wenn ich Nachhause kam, jetzt ist wieder anders …

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  3. Schöne Bilder. Heimat. Wenn ich diesen Begriff für mich definieren wollte, ist es wohl die Kindheit, der ihm nahekommt, nicht unbedingt ein Ort oder Orte, oder anders noch: es ist das Erinnern der Kindheit, welches diesen Begriff am stimmigsten füllt. Unschuld, Geborgenheit, Wissbegier, Familie.

    Liebe Grüße und schöne Pfingsttage.

    Achim

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    • lieber Achim,

      du sprichst es an … die Verbindung von Heimat und Kindheit, außerdem verbindest du Kindheit, wie ich auch, mit Unschuld, Geborgenheit und Wissbegier … mit Familie, die für mich schon sehr früh mit einem Fragezeichen verbunden war, ebenso der Begriff der Geborgenheit, ich bin wohl etwas zu früh aus dem Nest gefallen … und nun denke ich darüber nach, dass wir ja alle einmal aus diesem Nest heraus gefallen sind, manche wurden geworfen, andere sind freiwillig gegangen- es ist ja gerade unsere Generation, die sich Wahlfamilien suchten, die ihre Wissbegier fütterten, auch wenn es nicht gefördert wurde, die sich Nester bauten, um Geborgenheit zu finden und zu bieten … und nun denke ich darüber nach, ob das Gefühl der Heimatlosigkeit deswegen so groß wurde, weil viele unserer Generation in den, vom Krieg geschüttelten Familien, sie eben nicht finden konnten und ganz neu erobern mussten. Ich danke dir sehr für deinen Input und freue mich, dass du dich einmal wieder zu Wort gemeldet hast …

      ich wünsche dir von Herzen ein paar feine freie Tage
      herzlichst Ulli

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  4. Das erste Bild finde ich total klasse!!
    Heimatgefühle, die würde ich gern einmal haben…
    Bei der Formulierung „Wurzeln schlagen“ habe ich kein gutes Gefühl, obwohl ich gern meine Wurzeln vertiefen würde. Komisch, ist mir noch nie so aufgefallen.

    ..grüßt dich Monika herzlich

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    • liebe Monika,

      das finde ich jetzt interessant- denn als ich gestern an diesem Text feilte stolperte ich zum ersten Mal über die „gängige“ Formulierung Wurzeln schlagen … sich verwurzeln klingt da so viel organischer …
      und nun denke ich, dass dies eben auch mit uns, den Nachkriegskindern zu tun hat – viele unserer Eltern haben ihre Heimatorte verloren, wurden vertrieben, ausgebombt und … sie waren quasi gezwungen irgendwo neu anzufangen und schlugen Wurzeln … ein aggressiver Akt! Vielen Dank für deinen Input …

      und dass der Kuckuck hier oben nicht ruft, liegt vielleicht auch an etwas anderem, als nur an der länger währenden Kälteperiode auf dem Berg 😉

      herzliche Grüße
      Ulli

      freut mich sehr, dass dir das Bild gefällt, ich mag es nämlich auch sehr …

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  5. So ist Hermann Bausinger der Frage nachgegangen, ob die Begriffe „Heimat“ und „Identität“ eine harmonische Verbindung, ein Spannungsverhältnis oder gar einen Widerspruch darstellen. Bausinger weist auf die grundverschiedenen Ansätze dieser Begriffe hin: „Heimat“ ziele auf eine räumliche Relation, nicht strikt begrenzbar, aber lokalisierbar im Raum. „Identität“ dagegen sei eine Frage der inneren Struktur. Dass die beiden Begriffe enger zusammengerückt sind, sei das Ergebnis einer jungen Entwicklung, einer gewandelten Alltagswelt (Bausinger, 1980:S.13-14). Im Gegensatz zum Heim im engeren Sinne, das durch Wände und Türen von der Umwelt stark abgegrenzt ist, hat „Heimat“ nach Otto Friedrich Bollnow keine klar erkennbaren Grenzen. Man empfinde überhaupt keine solche Begrenzung, solange man sich im vertrauten Umkreis der Heimat bewege: „Erst wenn man deren vertrauten Umkreis verlässt, wenn die Landschaft unbekannt wird und man erst nach dem Weg fragen muss, wenn die Menschen eine andere Sprache sprechen, mögen es auch nur kleine Abweichungen vom heimatlichen Dialekt oder Tonfall sein, vor allem aber, wenn die Menschen einen als einen Fremden betrachten, mit Neugier und Abwehr oder auch mit hilfsbereiter Zuwendung, dann merkt man erst, dass man in der Fremde ist. Man wird unsicher“ ( Bollnow, 1984; S.28). Erfahrungen mit Störungen von Vertrautheit und Identität beispielsweise bei Umsiedlern, die der besonderen Spannung zwischen gewohnter kultureller Orientierung an der alten Heimat und der vom neuen Ort geforderten Neuorientierung ausgesetzt sind, lassen Bausinger vermuten, dass in einer Phase geringer Mobilität, d.h. in einer „ungestörten“ Umwelt, ein hohes Mass an Übereinstimmung zwischen sozialen und kulturellen Tatbeständen gegeben sind (Bausinger, 1978; S.214).

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  6. Liebe Ulli,
    ich bin auch hängen geblieben an dem Ausdruck Wurzeln „schlagen“, auch wenn ich ihn kenne und früher selber verwendet habe. Wenn Holz geschlagen wird, werden die Lebensadern durchtrennt, ist der Baum tot. Im Moment schaue ich mir viele Holzlagerplätze an im Hinblick auf holzbrütende Insekten, die man dort jetzt zu hauf finden kann. Totes Holz ist Lebensraum.
    Wurzeln können neu treiben, wachsen …
    Liebe Grüsse – Uta

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  7. Das erste Bild gefällt mir besonders gut, Ulli, und ich finde, es wirkt fast japanisch. Auf dem zweiten Bild wirkt das Gesicht beinahe tierisch, als fände eine Umwandlung zum Tier(ischen) statt oder zum Naturorganischen, kann es nicht besser ausdrücken gerade.
    Ich habe auch schon öfter darüber nachgedacht, ob mein Gefühl der Heimatlosigkeit damit zu tun haben könnte, dass meine Eltern flüchten mussten bzw. aus der Heimat vertrieben wurden; vielleicht bin ich deshalb so rastlos. Aber es stimmt, Heimat kann man nur in sich selbst finden.
    Nun musste ich auch über die Redewendung „Wurzeln schlagen“ nachdenken. Stimmt, es klingt wirklich aggressiv und passt eigentlich gar nicht, denn Wurzeln bilden sich ja aus. Die Redewendung wird ja auch hauptsächlich negativ gebraucht, etwa wenn jemand lange warten muss oder auf einen anderen wartet, der nicht vom Fleck kommt, zu langsam ist. Liebe Grüße aus der roten Welt, immer noch ohne Gesicht, es ist verschwunden.

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    • liebe Ute,
      vielen Dank für deinen feinen Kommentar … was du zum zweiten Bild schreibst gefällt mir, mir ging es um eine Darstellung des mit sich verwachsens und in sich verwurzeln … wir sind ja nichts anderes als ein Ausdruck der Natur …
      die Ruhelosigkeit von einem Ort zum anderen zu ziehen nenne ich „Fluchtgen“ …

      liebe Grüße
      Ulli vom kalten Regenberg

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  8. Die Bilder sind wunderschön. Die Gedanken dazu anregend. Und Heimatbegriffe gibt es vermutlich fast so viele wie Menschengeschichten auf der Erde. Für mich hat Heimat auch viel mit Sprache zu tun, mit kulturellen Einverständnissen, eben ein Ort, wo ich mich leichtmöglichst verstanden fühlen kann.

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    • liebe Mützenfalterin, wenn ich einen Ort Heimat nenne, dann ist es Berlin, weil ich dort Menschen fand, die mich verstanden, die mir mein Fremdheitsgefühl in der Welt nehmen konnten … ich finde die unterschiedlichen Assoziationen sehr spannend!

      herzliche Grüße Ulli

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  9. Feine Bilder die Geschichten erzählen. Heimat, zu Hause sein und nach Hause kommen definiert sich per Sprache finde ich. Gerade verweile ich in der Heimat meiner Kindheit. Diese Heimat kann mir niemand nehmen, die ist unweigerlich mit diesem Zuhause verbunden. Nach Hause kommen, diese Gefühl habe ich des öfters gehabt in anderen Länder. Gut geerdet und verwurzelt sein, eine gute Basis für alles.

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    • Liebe Dina, ich habe auch schon Heimat in Menschen gefunden oder als ich das erste Mal in einem Teaching von Lama Chime Rinpoche saß und plötzlich dachte: jetzt bin ich Zuhause angekommen … wie ich schon öfters nun schrieb, Heimat hat wohl viel mit Gefühlen zu tun und eben auch mit der Kindheit … schön, dass du solch einen Ort hast an den du zurückkommen kannst … den habe ich leider nicht-
      hab noch eine feine Zeit in Norge
      herzliche Grüße vom kalten Regenberg Ulli

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  10. Danke für die tollen Bilder & die großartige Hilde Domin auf dem Weg der Suche nach Wurzeln & dem Gefühl des Verwurzeltsein, liebe Ulli. Ich ziehe meine Schuhe aus & laufe barfuß über den regennassen Grund. Spüren, wo man ist.

    Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen, Fritsch.

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    • einen lieben Dank an dich für diesen feinen Kommentar, der gerade eben mein Herz erwärmt …
      barfuß laufen … das geht hier wahrlich nur sinnbildlich, denn morgen soll es hier wieder schneien, ich glaubs ja nicht 😦
      wo immer du gerade bist, habs gut bis bald wieder hier oder dort
      herzlichst Ulli

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