Frau Blaus blaue Stunde 2. Teil

(Nachtrag aus meiner Auszeit…)

Es lässt sich gut sinnieren, als Frau Blau. Nur ein kleines bisschen Abstand nehmen, ein winziges Stück zurücktreten… vom Ich. Da fällt die Wichtigkeit zu Boden. Alles darf sein, wenn ich es mir erlaube. In der Erlaubnis wohnt die Überprüfung.
Hilfreiche Fragen streuen Vorangegangene auf den Weg. Es liegt an ihr sie zu nehmen oder achtlos an ihnen vorbeizugehen.

Was ist nährend?
Wem dient was?

Es kam einmal ein kleiner Junge zu seinem Großvater und fragte:
„Großvater, zwei Wölfe wohnen in meiner Brust. Der eine ist weiß, der andere ist schwarz. Sie kämpfen miteinander. Wer wird gewinnen?“
Großvater lächelte:
„Der, den du nährst.“ (eine indianische Geschichte)

Eine blaue Stunde auf der Treppe vor der Tür. Brunnen plätschert, Auto fährt vorbei, Krähenschwarm fliegt von Ost nach West und zurück.
„Gute Nacht, ihr…“ Noch krächzen sie. Es ist ein kühler Abend, schon fast in der Mitte des Junis angekommen. Die Amsel schon verstummt. Fledermaus kreist. Wiesen wachsen Mittsommer entgegen. Manche halten Johanni noch in Ehren.
Drinnen ist es warm. Frau Blau hat heute das Hausfeuer gehütet. Neben allem sinnieren und sein, ist immer noch Frieden. Wie gut dies tut!
„Und was tust du, wenn die alten Gespenster wiederkommen?“
„Dann…
hoffentlich…
erinnere
ich mich.“
Es ist leicht den Frieden im Hochtal hinein zu lassen. Keine Verwicklungen, kein Unbill weit und breit. Nur Fuchs und Hase, Krähenschwarm und Brunnenplatsch, Fledermausschwirren zur blauen Stunde. Milangekreisel am Tag. Ab an und an ein „Muh“.
MU… wie OM, OM… wie JA. Man muss erst einmal ja sagen, um dann nein sagen zu können.

Im Jetzt gibt es kein Zuviel, kein Zuwenig, kein richtig, kein falsch, nur jetzt… schon vorbei. Die Kirchturmuhr schlägt die volle Stunde. Es ist Zeit hineinzugehen. In die Wärme der Stube, das gedämpfte Licht.

12 Gedanken zu „Frau Blaus blaue Stunde 2. Teil

  1. Ich war am Wochenende auf dem Land. Zu Besuch. Nach langer, langer Zeit wieder einmal im Wald. Man hat dort Angst vor Wölfen! Ich habe keine. Ich stand zwischen den Bäumen. Feuchtes altes Laub unter meinen Füßen. Sonnenstrahlen, die Fangen spielen. Vogelunterhaltung. Sonst nur Stille. Ich stand da und roch, lauschte, schaute. Schloss die Augen. Hörte nur noch, roch nur noch. Und ich fühlte einen Frieden in mir wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Meine Begleiter wohnen am Wald. Seine Allgegenwart hat sie blind werden lassen für diesen Frieden. Sie sehen seine Schönheit, können sie aber nicht fühlen.

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    • liebe elvira, liebe herbstbaum – ich danke euch fürs mitgehen…

      elvira, was du da beschreibst ist bei vielen menschen so, sie sind vollkommen entfernt von dem, was natur heißt, sie finden sie nicht mehr in sich und alles was damit zu tun hat, macht ihnen angst… die einen haben angst vor wölfen, die anderen knallen bären ab… es ist zum heulen- schön, dass du den frieden spüren konntest!

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  2. Ich bin kein Naturmensch, ein Stadtkind eben. Trotzdem bin ich gern in der Natur. Für mich ist es immer etwas besonderes die Schöpfung der Erde zu bewundern, zu staunen über alles und dem zu lauschen.

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  3. Liebe Elvira, mit Deinen Zeilen hast Du mir tief aus dem Herzen gesprochen, denn so geht es mir auch öfters, wenn ich im Wald bin. Am liebsten alleine, damit nichts mein Lauschen und Spüren stört.
    Für Dich und für alle, die sich im Wald so wohl fühlen wie wir und für alle, die dieses Vertrauen noch erst finden möchten, habe ich das Gedicht vom „Doktor Wald“ raus gesucht.

    Doktor-Wald-Gedicht (Autor: Förster Helmut Dagenbach)

    Wenn ich an Kopfweh leide und Neurosen,
    mich unverstanden fühle oder alt,
    und mich die holden Musen nicht liebkosen,
    dann konsultiere ich den Doktor Wald.

    Er ist mein Augenarzt und Psychiater,
    mein Orthopäde und mein Internist.
    Er hilft mir sicher über jeden Kater,
    ob er von Kummer oder Cognac ist.

    Er hält nicht viel von Pülverchen und Pille,
    doch umso mehr von Luft und Sonnenschein.
    Und kaum umfängt mich angenehme Stille,
    raunt er mir zu: „Nun atme mal tief ein!“

    Ist seine Praxis oft auch überlaufen,
    in seiner Obhut läuft man sich gesund.
    Und Kreislaufkranke, die noch heute schnaufen,
    sind morgen ohne klinischen Befund.

    Er bringt uns immer wieder auf die Beine,
    das Seelische ins Gleichgewicht,
    verhindert Fettansatz und Gallensteine.
    nur Hausbesuche macht er leider nicht.

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